Zeit und Leben
„ Es gibt nur eine einzige Schönheit und zwar die sich offenbarende Wahrheit“, so vertraute sich Auguste Rodin an (N.d.Ü: frz. Bildhauer des 19. Jh.).
Seitdem Künstler versuchen, mit Werkstoffen Gemütsbewegungen wiederzugeben oder Empfindungen auszudrücken, hat der zauberhafte Wettlauf begonnen auf der Suche nach einer oft unfassbaren Wirklichkeit. Der Bildhauer versteht es, hierdurch seine geheimen Beziehungen zu übersetzen, die ihn mit Bronze, Marmor oder Eisen verbinden. Die Zusammenarbeit zwischen Blick und Hand verwirklicht sich in der Bildhauerkunst.
Voltaire (N.d.Ü: frz. Philosoph und Schriftsteller des 18. Jh.) unterstrich die Bedeutung der Gebärde: „ Alle sich mit Händen ausdrückenden Künste gingen ohne allen Zweifel der Metaphysik um Jahrhunderte voraus“. Antoine de Saint-Exupéry (N.d.Ü: frz. Schriftsteller und Flieger des 20. Jh.) vervollständigte diesen Gedanken über seine Behauptung: „ wenn der Bildhauer nur aus Wissenschaft und Geist besteht, so wird es seinen Händen an Genie mangeln“.
All dies wird uns im Werk von Michel LEVY sichtbar, wenn er Träume, Mythen ins Leben ruft oder durch Volumen eine Bewegung vollendet. Die Grundlagen seiner Kunst beruhen auf der Umsetzung und der Genauigkeit welche Inspiration und Phantasie bei ihm hervorrufen. Ganz natürlich gibt er einen zarten und persönlichen Stil wieder. Er lässt sich nicht von den Empfindungsströmen seiner Epoche beeinflussen. Er folgt der Tradition, die sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt, Modeeffekten nicht zu erliegen.
Jede Generation drückt somit der Bildhauerkunst seinen Stempel auf. Die Akte von Michel LEVY verbleiben züchtig und ruhig. Sie lehren uns, dass der Körper die Heimstatt der Seele bleibt, untrennbar, wie Degas sagte (N.d.Ü: frz. Komponist und Musiker des 19. Jh.) dessen Statuen nur suchen, natürliche Haltungen wiederzugeben.
Die Werke von Michel LEVY deuten immer den fremdartigen Zauber eines Geheimnisses an. Über die Kraft und Pracht der Formen hinaus führen sie uns weiter, eine verbleibende innere Vision zu suchen.
Pierre-Christian TAITTINGER
Alt-Minister
Bürgermeister des 16. Bezirkes von Paris